Kaum jemand wird die Auffassung vertreten, dass die Welt gut sei, so wie sie ist. Wer könnte es in Anbracht des vielen Leides? Menschen, die dieses Leid nicht mehr schweigend ertragen wollen, machen sich daran die Welt zu verändern. Viele von ihnen nehmen übermenschliche Anstrengungen auf sich, um irgendwann festzustellen, dass sich trotz aller Mühsal und sozialem Engagement die Welt sich nicht verändert hat; aber hat sie das wirklich nicht?

Wir sehen nur die unmittelbaren Auswirkungen unserer Taten, aber kaum welche wunderschönen Blüten sie später treiben, in der nächsten Stunde, am nächsten Tag oder im kommenden Jahr. Eine erwiesene gute Tat wirkt fort und über die Tat hinaus, vielleicht wird sich jener Mensch, dem sie erwiesen wurde, eines Tages daran erinnern und selbst uneigennützig anderen Menschen helfen. Vielleicht werden einige von jenen, welchen er half, sich wiederum an die Tat entsinnen, welche ihnen erwiesen wurde, und ihrerseits beginnen anderen Menschen zu helfen, wenn sich ihnen die passende Gelgenheit bietet.

Unsere Tat ist gleichzeitg ein Samen, welchen wir in die Menschen säen und selbst wenn unsere Samen kaum auf fruchtbaren Boden fallen sollten, hin und wieder werden sie es, und so auch lange nach unserer Tat die Welt verändern, ohne dass wir wissen, dass wir es waren, die diesen Stein ins Rollen brachten.

Es sind die Samen, die wir säen, die diese Welt verändern.

Wozu Kunst?

Die Frage, wozu Kunst denn nun eigentlich gut sei, klingt vielleicht zunächst absurd, doch kommt man nicht daran vorbei, wenn plötzlich vom Ende der Kunst die Rede ist.
Was geht da zu Ende und warum?
Was hat es vorher gemacht und wer hat es sich ausgedacht?
Viele Philosophen haben sich diese Frage gestellt und versucht eine Antwort darauf zu finden, was Kunst ausmacht und was ihr Zweck sei.

Kant oder Schiller etwa haben versucht zu beweisen, dass die Kunst, ähnlich wie die Natur, uns vor Augen führt, dass wir einerseits vergänglich sind, andererseits aber auch an Erkenntnis und Vernunft teilhaben. Dies, so ihre Auffassung, befördert die Selbsterkenntnis und führt letztlich dazu, dass wir besser verstehen, was wir sind.
„Wozu Kunst?“ weiterlesen

Der ewige Traum

Den Traum vom Wachen zu unterscheiden scheint uns ein leichtes Spiel, zwar täuschen wir uns oft im Traum und halten uns für wach, obwohl wir schlummernd im Bett liegen, doch merkwürdiger Weise meinen wir im Vollzug des Alltags uns sicher sein zu können, dass wir nicht träumen.
Für den Philosoph Descartes hingegen war es nicht gewiss, dass wir, obwohl wir uns hin und wieder irren, dennoch zumeist wissen, dass wir nicht träumen. Zwar räumt er ein, erscheine einem im Wachen alles realer als es das jemals in einem Traum könne, jedoch hätte er sich auch hierüber bereits in Träumen getäuscht und sich, den Schlafenden, für einen Wachen gehalten. Es scheint, so Descartes, kein sicheres Kriterium zu geben, dass uns versichert, dass wir gerade nicht schlafen.

Wer möchte ihm da wiedersprechen und wer fällt nicht immer aufs Neue auf seine eigenen Träume herein und schreckt mit einer Angst im Nacken aus Albträumen empor oder dem wohligen Gefühl der Zufriedenheit aus einem angenehmen Traum? Vielleicht träumen wir sogar gerade jetzt.

René Descartes. Meditationen über die Erste Philosophie. Hrsg. und übersetzt von Gerhart Schmitt. Stuttgard: Reclam 1986. Erste Meditation, Artikel 3-5

Everyone knows they’re going to die,
but nobody believes it.

– Morrie Schwartz

In: Albom, Mitch. Tuesdays with Morrie. An old man, a young man, and life’s greatest lesson. New York: Doubleday (1997): S. 80