Schopenhauer über die Rückschau

Wie der Wanderer erst, wann er auf einer Höhe angekommen ist, den zurückgelegten Weg mit allen seinen Wendungen und Krümmungen im Zusammenhange überblickt und erkennt; so erkennen wir erst am Ende einer Periode unseres Lebens oder gar des ganzen den wahren Zusammenhang unserer Taten, Leistungen und Werke, die genauen Konsequenzen und Verkettungen, ja auch den Wert derselben.

Arthur Schopenhauer: Aphorismen zur Lebensweisheit. Kapitel 5. Par�nesen und Maximen – B. Unser Verhalten gegen uns selbst.

Ohne Aktualisierung der Rechtschreibung zitiert nach: von L�hneyen, Wolfgang (Hg.): Arthur Schopenhauer. Sämtliche Werke. Darmstadt: WBG, 2004. Bd VI, S. 494

Über abschließende Urteile

Gust Avrakotos: There‘s a little boy and on his 14th birthday he gets a horse… and everybody in the village says, »how wonderful. The boy got a horse.« And the Zen master says, »we‘ll see.« Two years later, the boy falls off the horse, breaks his leg, and everyone in the village says, »How terrible.« And the Zen master says, »We‘ll see.« Then, a war breaks out and all the young men have to go off and fight… except the boy can‘t ‘cause his leg‘s all messed up. And everybody in the village says, »How wonderful.«
Charlie Wilson: Now the Zen master says, »We‘ll see.«

Filmzitat aus: Nichols, Mike: Charly Wilson‘s War. 2007

Nietzsche über unbequeme Kritik

Verkehrte Welt. – Man kritisiert einen Denker schärfer, wenn er einen uns unangenehmen Satz hinstellt; und doch wäre es vernünftiger, dies zu tun, wenn sein Satz uns angenehm ist.

Nietzsche, Friedrich: Menschliches, Allzumenschliches. 9. Hauptstück, § 484. Zitiert nach: Schlechta, Karl (Hg.): Friedrich Nietzsche. Werke in drei Bänden. München/Wien: Carl Hanser Verlag, 1966. Bd II, S. 693

Alkibiades über Sokrates

oder von der Wirkung des philosophischen Eros

»[……] von [ihm] ward ich oftmals in eine solche Stimmung versetzt,
so dass mir das Leben unerträglich erschien, wenn ich so bliebe, wie ich bin.«

Platon: Symposion. 216A

Erich Kästner – Spruch für die Silvesternacht

[……]
Es nützt nicht viel, sich rotzuschämen.
Es nützt nichts, und es schadet bloß,
Sich tausend Dinge vorzunehmen.
Laßt das Programm! Und bessert euch drauflos!

In diesem Sinne uns allen ein glückliches und gesundes neues Jahr voller interessanter Einsichten, neuer Perspektiven und Ideen, die uns voran bringen und bereichern!

Zitat aus: Hartung, Harald (Hg.): Erich Kästner. Zeitgenossen, haufenweise. Gedichte. München/Wien: Carl Hanser Verlag, 2003. S. 262

Lebe stets so, als lebtest du zum zweiten Mal – und als hättest du beim ersten Mal so falsch gehandelt, wie du es gerade im Begriff bist zu tun.

Viktor E. Frankl: Über den kategorischen Imperativ der Logotherapie. In: Fehige, Ch./Meggle, G./Wessels, U. (Hg.): Der Sinn des Lebens. dtv München, S. 122.

Warum ist die Philosophie so kompliziert? Sie sollte doch ganz einfach sein. – Die Philosophie löst Knoten in unserem Denken auf, die wir unsinnigerweise hineingemacht haben; dazu muß sie aber ebenso komplizierte Bewegungen machen, wie diese Knoten sind. Obwohl also das Resultat der Philosophie einfach ist, kann es nicht ihre Methode sein, dazu zu gelangen.
Die Komplexität der Philosophie ist nicht die ihrer Materie, sondern, die unseres verknoteten Verstandes.
Ludwig Wittgenstein

in: Wittgenstein: Philosophische Bemerkungen. Werkausgabe Band.2. Hsrg. von Rush Rhees. Frankfurt: Suhrkamp (1984): S.52 [Hervorhebung i. Orig.]

Kein größerer Schmerz,
als sich erinnern glücklich heiterer Zeit
im Unglück.

Alighieri, Dante: La divina commedia. V, 121-123. ital.: Nessun maggior dolore // che ricordarsi del tempo felice // ne la miseria.

Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst, wer ihr alles opfert, noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.

Schopenhauer, Arthur: Die Welt als Wille und Vorstellung. Aus der Vorrede zur zweiten Auflage.

Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn,
daß er nicht dabei zum Ungeheuer wird. […].

Nietzsche, Friedrich: Jenseits von Gut und Böse. Aph. 146