Seneca schreibt im dritten Buch seines Werkes „Über den Zorn“ (lat. De ira): „Das Unsere soll uns ohne Vergleich gefallen, niemals wird der glücklich sein, welchem durch einen Glücklicheren Qual bereitet wird. Ich habe weniger, als ich gehofft habe, aber womöglich habe ich mehr erhofft, als es erlaubt war.“ (1)
Durch Seneca wird hier einer der gefährlichsten Stolpersteine auf dem Weg zum Glück aufgegriffen, über den wohl so ziemlich jeder Mensch früher oder später stolpert und ins Straucheln gerät: Der Zorn auf Menschen, denen es vermeintlich besser geht, als einem selbst.
Zorn und Neid selbst sind es, die es im Moment ihrer Empfindung unmöglich machen Glück zu empfinden, und somit zerstört man sich selbst die eigene Möglichkeit Zufriedenheit zu empfinden und lässt sich vom Zorn über die eigene Situation blenden, die ja zumeist nicht einmal besonders schlecht ist. Nicht von ungefähr schreibt Seneca etwas später: „Deshalb zürnen wir auch den Göttern, was die Tatsache anbetrifft, dass irgendjemand uns übertrifft, vergessen habend, wie viele der Menschen sich dahinter befinden.“ (2)
Man kann immer mehr wollen, als man hat, und missgünstig jene beäugen, die recht glücklich durchs Leben zu gehen scheinen, doch wird man hierdurch kaum Glück erhalten, sondern nur in zorniger Unrast dem nun unerreichbarem Glück hinterherjagen.
siehe hierzu auch:
Vom Antrieb aller Menschen
Das Vorurteil über Epikur
(1) Seneca. De ira. Liber III, 30, 3. Übersetzung von mir. (lat. Nostra nos sine comparatione delectent, numquam erit felix quem torquebit felicior. Minus habeo quam speraui : sed fortasse plus speraui quam debui.)
(2) ebd. 31, 1. Übersetzung von mir. (lat. Inde diis quoque irascimur quod aliquis nos antecedat, obliti quantum hominum retro sit.)