Nicht viele Tage sind uns beschieden, das Leben kommt und verlischt in einem einzigen Lidzucken, viel zu wenig, viel zu kurz erscheint uns die Zeitspanne, die uns auf des Erden Antlitz gegeben ist.
So oder ähnlich argumentieren viele. Andere bedauern die Länge des Lebens, es erscheint ihnen zuviele Tage zu beinhalten, als das ein Mensch vermögen könnte sie mit Sinnhaftem anzufüllen. Im trügerischen Überfluss an Lebenslänge vertrödeln wir Unmengen an Zeit und verschenken Jahre durch nutzlosen Zeitvertreib, erst zu spät erkennend, wie wertvoll die Zeit eigentlich war.

Möglich, dass letztere recht mit ihrer Behauptung haben, dass wir zuviel Zeit verschwenden, während uns das Leben fast ewig erscheint. Aber was ist schon eine sinnvolle Handlung? Aufoktroyierte Vorstellung von materieller Produktivität oder die Förderung der Progression der eigenen Person? Die Differenzierung von sinnhaften und sinnlosen Handlungen erscheint willkürlich. Für die einen besteht jener Sinn wohl nur durch den Menschen hindurch und aus ihm heraus und steht keineswegs durch einen Gott zwischen die Sterne des Himmelszeltes geschrieben. Andere wiederum setzen ihren Glauben in einen Gott, andere in die Wiedergeburt und hätten sicherlich gerne noch ein paar Jahre um ihrem verschlissenem Karma diverse Verbände anzulegen…

…aber alle drehen sich im Kreise, alle Diskussion ist unentscheidbar und jedwede Klage umsonst.

Das Leben besteht aus Lebensvollzug, nicht in geplanten Handlungen, nicht in der Zukunft, sondern nur hier und jetzt, heute, zu dieser Stunde, zu dieser Minute, in dieser Sekunde, in diesem Augenblick des Lidzuckens.

Es ist und bleibt lebenslang.

Wie viel Toleranz ist eigentlich gesund?

Einer der spannendsten Bereiche der Soziologie ist die Soziologie des abweichenden Verhaltens oder auch der Devianz. Deviant verhält sich, wer Normen und Regeln nicht befolgt, die von einer Mehrheit der Gesellschaft anerkannt, eingehalten und durchgesetzt werden. Solches Verhalten wird sanktioniert, denn keine Gruppe kommt gänzlich ohne Regeln aus, auch kein Syndikat und keine Motorradgang. Im Fall von Gesetzen tut dies eine eigens dazu geschaffene Behörde: die Polizei; in weniger institutionalisierten Gruppen geschieht es normalerweise informell, also durch eine Rüge, ein Auslachen, ein Kopfschütteln.

Man könnte nun denken, dass die Mehrheit unserer Gesellschaft aus Konformisten besteht, die sich an die Spielregeln halten und denen eine Minderheit von Freibeutern und Verbrechern entgegensteht, doch so einfach ist es nicht: Niemand befolgt alle Normen und niemand bricht sie alle.
Man denke nur an den Straßenverkehr: Wer fährt schon immer völlig StVO-konform? Fast jeder fährt oft und gern ein wenig schneller als erlaubt, trotzdem fliegt kaum jemand mit hundert durch eine geschlossene Ortschaft. Selbst, wenn eine Regel gebrochen ist, ist man nicht frei davon; man zieht im Zweifelsfall eine neue Grenze, fährt 120 statt 100 und bremst brav beim Ortseingang.
„Wie viel Toleranz ist eigentlich gesund?“ weiterlesen

Sokrates damals. Wir heute. Das Urteil gegen die Philosophie.

In der Apologia Sokratous wird uns vom Todesurteil gegen Sokrates berichtet. Weil er umherzog und den Menschen zeigte, dass sie entgegen ihrer eigenen Behauptung nicht weise waren, erlag er am Ende der üblen Nachrede und Verleumdungen, die zu seinem Todesurteil führten. Aufrecht weigerte er sich im Dialog Kriton aus seiner Zelle zu fliehen und verbrachte seine letzten Stunden im Kreise seiner Freunde und Gefährten bevor er den Schierlingsbecher trinken musste, wie wir aus dem Dialog Phaidon erfahren. Dies geschah im Jahr 399 vor Christus.
„Sokrates damals. Wir heute. Das Urteil gegen die Philosophie.“ weiterlesen

Welcome to the worst nightmare of all:
Reality!

– Pinhead

In: Hellraiser – Hellseeker. Directed by Rick Bota (2002)

Anmerkung: Zugegeben, ein wenig bricht dieses Zitat mit dem Stil der Seite. Jedoch scheint dieses Zitat passend für die täglichen Nachrichten. Für Grauen brauchen wir keine Filme. 15 Minuten Nachrichten sind ausreichend um zu zerrütten.