Der Tod ist im Leben allgegenwärtig. Er steht jedem lebenden Wesen bevor.
„Das Ziel unseres Lebenslaufs ist der Tod“, schreibt Montaigne in seinem Essay.
Der Tod ist vielgestaltig und interessiert sich nicht für Statistiken – wem gibt es also Sicherheit in der Bedrängnis, wenn er sich ins Gedächtnis ruft, dass er statistisch gesehen noch die Hälfte (oder mehr) seines Lebens vor sich hat? Wer kennt keine der Tragödien, die einen Menschen lange vor seiner Zeit abberufen haben?

Wenn wir den Tod fürchten ist er eine dauernde Beunruhigung, wissen wir doch nicht, wie und wann er an uns herantreten wird. Und doch leben wir nicht in ständiger Todesfurcht, könnten es wohl kaum ertragen und würden uns letztlich danach sehnen, dass er eintritt und uns aus unserer Angst vor ihm erlöst.

Was also tut man gegen die Angst vor dem Tod?
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Geben ist Nehmen – Nehmen ist Geben

Freundschaft realisiert sich zu einem Großteil im Zeigen von Freundschaft, dieses realisiert sich wiederum im Geben, denn durch den Akt des Gebens wird das Wohlwollen für den anderen ausgedrückt und somit das eigentlich innere Gefühl der Sympathie für den Anderen sichtbar.
Zwischen Freunden, so definiert Aristoteles, muss es gerecht zugehen. Gerechtigkeit, das bedeutet für Aristoteles das Mittlere, die absolute Ausgeglichenheit zu beiden Seiten. Ein Ungleichgewicht entstünde, würde der Gebende für seine Gabe nichts im Gegenzug erhalten, die Freundschaft wäre also vorbei oder zumindest belastet. Im folgenden wird eine Möglichkeit betrachtet, wieso dieses augenscheinliche Ungleichgewicht im Geben zwischen Freunden nicht entsteht.
Aus dem Alltag ist hinreichend bekannt, dass Freunde nicht auf einen absoluten Ausgleich des Gegebenen achten. Doch wieso ensteht hierdurch in der Freundschaft kein Ungleichgewicht, also keine Ungerechtigkeit?
Nur ein ein flüchtiger Blick auf den Akt der Gabe zwischen Freunden könnte übersehen, dass der Gebende im Akt des Gebens gleichsam der Empfangende ist. Im Geben, wie oben beschrieben, realisiert der Gebende eine Wohltat am Freund und drückt hierdurch seine Sympathie aus und bekräftigt gleichsam die Freundschaft. Doch was könnte das anderes bedeuten, als das der Gebende hierdurch zum Wohltäter wird, oder anders formuliert: Durch die Gabe erhält er den Status des Wohltäters.

Nun mag man einwenden, es gäbe Menschen, die keine Wohltäter seien wollen und aus niederen Beweggründen Geschenke machen. Doch gerade in dieser Konstellation zielt die Gabe auf das Erzielen einer spezifischen Gegenleistung – inwieweit hierbei allerdings noch von einer wertvollen Freundschaft gesprochen werden kann ist ein anderes Thema.

Aristoteles. Nikomachische Ethik. VIII und IX

Das Lachen, eine dem Menschen vorbehaltene Fähigkeit, ist eine Leistung des Verstandes und entsteht gemeinhin in Gruppen. Es stärkt den Gruppenzusammenhalt und schließt gleichzeitig Dritte aus. Doch warum lachen wir?
Gewiss gibt es viele Möglichkeiten, wie Komik entstehen kann, doch konzentriert sich Bergson in le rire auf eine bestimmte Art des Lachens: Das Auslachen.

Was ist lustig daran, dass jemand hinfällt, weil er einen Stein übersehen hat, wenn jemand auf nassem Laub ausgleitet oder einen Ball an den Kopf bekommt?
Spontan wird wohl niemand bei dem leidvollen Bericht eines Freundes über ein solches Erlebnis über diesen lachen, sondern ihn vielmehr wegen seines Missgeschicks bemitleiden und auch als Zeuge einer solchen Begebenheit wird jeder, der nicht völlig verroht und abgestumpft ist, zunächst den Impuls haben, zu helfen, wenn es möglich und nötig ist.
Dennoch überleben seit Jahren zahllose Fernsehformate, die einzig von dieser Form der Komik zehren, und gewiss hat jeder von uns schon einmal über ein harmloses Missgeschick gelacht.
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Was ist Metaphysik?

Der Ausdruck Metaphysik entstammt dem altgriechischem μετά (meta, dt. „nach“) und φύσικα (physika, dt. „Natur“), er bezeichnet also das, was nach der Natur kommt bzw. über der Natur liegt.
Die metaphysischen Schriften der Antike verfolgten, vereinfacht gesprochen, den Versuch eine letzte Begründung für alle Dinge aufzuzeigen, folglich also jenen Punkt, der in sich selbst begründet alle anderen Dinge begründet. Man könnte also kurz gefasst behaupten, dass die Metaphysik sowohl die erste Ursache allen Seins als auch die letzten Fragen behandelt.

Ein prominenter Metaphysiker der Antike dürfte Aristoteles sein, wobei sich metaphysische Fragestellungen auch bei den anderen Philosophen (Vorsokratiker, Platon etc.) finden. In der Schrift „Metaphysik“ erarbeitet Aristoteles unter anderem die vier Ursachen des Seienden. Aristoteles selbst hielt die Metaphysik für die „erste Philosophie“.
Im Mittelalter tritt besonders Thomas von Aquin hervor, der mit Hilfe der Metaphysik versuchte, Gottesbeweise zu führen und die göttliche von der weltlichen Existenz durch Definitionen zu unterscheiden. Nach dem Mittelalter beginnt die Metaphysik zunehmend unter Druck durch andere philosophische Disziplinen zu geraten, z.B. durch den Empirismus, der sich von der Erfahrung der sinnlich wahrnehmbaren Welt abhängig macht und die Vernunft als Erfüllungsgehilfen betrachtet.
Die moderne Metaphysik führt ein Dasein am Rande der Philosophie; nach vielen Angriffen aus anderen Lagern der Philosophie bedeutet die heutige Beschäftigung mit Metaphysik maßgeblich das Quellenstudium und nicht die Entwicklung eines neuen metaphysischen Systems. Eine besondere Ausnahme bildet hier die Ontologie (Lehre vom Sein) von Martin Heidegger, der die Frage danach stellt, von was wir sprechen, wenn wir von einem Sein reden, was es bedeutet, dass etwas ist. Obwohl Heidegger dabei auch metaphysikkritisch verfährt, bedient er sich dennoch teils Konzepten des Aristoteles.

Es kann etwas allgemeingültig,
allverbindlich und doch nicht wahr sein.

Heidegger, Martin: Platon: Sophistes. Hrsg. von Ingeborg Schüßler. Frankfurt am Main: Victoria Klostermann. 1992. (=Gesamtausgabe, II. Abt., Bd. 19). S. 24