Nach nunmehr rund acht Monaten dunkelraum.de ist es wohl an der Zeit, einen Moment inne zu halten. Alles began im Februar und damals war noch gar nicht eindeutig, was da beginnen sollte, im allerersten Artikel schrieb ich daher auch etwas von einem Experiment, das dieser Blog darstellt. Dieses Experiment hat inzwischen tausende Besucher jeden Monat und hat die Gestalt angenommen, die inzwischen allen bekannt ist. Ein geglücktes Experiment? Vielleicht. Jedenfalls ein Experiment, das die letzten acht Monate überlebt hat und dabei gab es dunkelraum.de bereits vor Jahren, zuerst als ein kleines Webstück in drei Akten von mir, danach als eine Community, später gab ich die Domain an einen Bekannten, der sie mir nach mehr als einem Jahr wieder zurück gab. Es wäre also wohl törricht zu glauben, dunkelraum.de bliebe auf Jahre was es heute ist, aber wielange dunkelraum.de noch bleibt und was es wird, das muss sich erst noch zeigen.

Ein paar herausstechende Artikel: Den meisten Traffic verursachte der Artikel „Pulsar Bleu – Musik für die Seele“ durch die MP3s, die dort heruntergeladen werden konnten (und immer noch können!), der strittigste Artikel mit 25 Kommentaren war sicherlich „Wie brüchig sind unsere Werte?“ und der Artikel der die meisten externen Besucher anzieht ist „Wozu Kunst?“ von Thomas, dem an dieser Stelle für seine unermüdliche Hilfe gedankt sei, diese Seite jeden Sonntag mit Neuem zu füllen. Ferner sei natürlich nicht zuletzt allen Lesern gedankt, die sich an den Artikeln jeden Sonntag aufs Neue erfreuen.

Verständnis und Verstehen, hier im zwischenmenschlichen und nicht philosophischen Sinne gemeint, scheint allgemein ein erstrebenswertes Gut zu sein. Um einen Konflikt mit den Seinen zu beseitigen ist es zumeist notwendig, ihre Position nachzuvollziehen, herauszufinden wie es dazu kommen konnte, dass man etwa eine Situation oder Geste völlig unterschiedlich gedeutet und ausgelegt hat. Verständnisvoll zu sein ist wohl unumstritten eine positive Eigenschaft.

So einhellig die Meinung zu diesem Thema ist, so überraschend und sonderbar scheint der folgende Aphorismus von Arthur Schnitzler:

«Bewahre uns der Himmel vor dem Verstehen. Es nimmt unserem Zorn die Kraft, unserem Haß die Würde, unserer Rache die Lust und noch unserer Erinnerung die Seligkeit.»

Wer Schnitzler ein wenig kennt, weiß, dass er kein Derwisch und Wüterich war, dem Zorn, Haß und das Bedürfnis nach Rache lieb und teuer waren. Wie kommt er also zu einem solchen Ausspruch?
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Der Satz des Pythagoras

In der Schulzeit dürfte wohl niemand an diesem geometrischen Theorem vorbeigekommen sein, wohl aber kaum jemand dürfte wissen, dass der Satz des Pythagoras vermutlich kaum von Pythagoras selbst stammt.

Faktisch kann mit großer Sicherheit behaupten werden, dass das geometrische Theorem bereits vor Pythagoras in Babylonien bekannt war. Damit jedoch nicht genug, vielmehr stellt sich überhaupt die Frage, inwiefern Pythagoras mit der Mathematik zu schaffen hatte. Spätere Pythagoreer hatten das Interesse an der Mathematik sich zu eigen gemacht, wie z.B. Philolaos, welcher der Auffassung war, dass nichts ohne Zahlen erkannt werden könne, oder Archytas von Tarent. Jedoch lässt sich kein Nachweis dafür erbringen, das Pythagoras sich selbst mit der Mathematik befasste.
Doch wie kam es nun, das jenes geometrische Theorem den Namen „Satz des Pythagoras“ erhielt? Vermutlich liegt der Grund in einer Geschichte, welche im zweiten Jahrhundert vor Christus auftaucht und vermutlich von einem nicht näher bestimmten Apollodoros stammt. In dieser Geschichte berichtet Apollodoros, Pythagoras hätte einen Ochsen geopfert, nachdem er das geometrische Theorem bewiesen hatte.

Alles nur eine Geschichte die jenen Pythagoras lobt, der wohl mehr ein Mystiker als ein Mathematiker war? Den entgültigen Beweis ist die Wissenschaft bislang schuldig geblieben, doch es scheint fast so, als ließen die Indizien keinen anderen Schluss zu.
Der Satz des Pythagoras ist jedenfalls mit Sicherheit der Satz Babyloniens, ob sich Pythagoras nun mit der Mathematik beschäftigt hat, oder nicht.

nach: Huffmann, Carl A.: Die Pythagoreer. in: Philosophen der Antike I. Hrsg. von Friedo Ricken. Stuttgart: Kohlhammer Verlag (1996)