Man muss nicht unbedingt die Ebene der Gegenstände, auf die man zeigen kann, verlassen, um festzustellen, dass unsere Sprache nur scheinbar dazu geeignet ist, sich dem Gegenüber verständlich zu machen. Was wir sagen und was wir tatsächlich meinen stimmt nie ganz überein, ganz zu schweigen von der Vorstellung, die sich das Gegenüber davon macht.

Wenn ich etwa den Begriff „Tisch“ verwende, wird jeder eine Vorstellung davon haben, was ich meine. Diese Vorstellungen werden sehr unterschiedlich und individuell sein, doch wird es einen gemeinsamen Nenner geben, der sie alle eint: Die Funktion und damit verbunden eine gewisse Typik der Erscheinung. Heißt das aber, dass der Begriff grundsätzlich für alle nachvollziehbar ist?
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Philosophie und Glaube

Philosophie und Glaube unterscheiden sich grundsätzlich, während die Philosophie die Wahrheit sucht, glaubt der Glaube diese bereits zu kennen. Und während die Meisten diesen Unterschied als trivial und richtig abnicken, ist doch oft zu bemerken, dass philosophische Lektüre durch die Brille des eigenen Glaubens gelesen wird.
Mit Glauben ist hier weniger eine Gottesvorstellung gemeint (der in sich problematische Sonderfall der Religionsphilosophie soll hierbei unberücksichtigt bleiben), als vielmehr die persönlichen Auffassungen über die Beschaffenheit der Welt, die des Menschengeschlechts oder den erstrebenswerten zwischenmenschlichen Umgang, die gültigen Normen und Werte. Häufig ist zu beobachten, dass, wenn eine philosophische Lehre gegen die persönlichen alltäglichen Auffassungen, z.B. vom Menschen als Menschenfreund oder Misantrophen, verstößt, sie nur auf Grund des persönlichen Glaubens, eines eigenen Gefühls verworfen wird, ohne dass man den Text gewähren lässt. Dabei ist eine philosophische Schrift durch Glauben ebensowenig zu widerlegen, wie Glaube durch eine philosophische Schrift ad absurdum geführt werden kann. Philosophie und Glaube bewegen sich schlicht auf verschiedenen Ebenen, die sich gegenseitig nicht in gültiger Weise beeinflussen können, denn Glaubenssätze sind für die Philosophie ebensowenig von Nutzen, wie ein philosophischer Beweis einen Glauben ruinieren muss. Philosophie ist nicht dafür da, uns in unserem Glauben über dies und jenes oder unseren Gefühlen eine Sache betreffend zu bestätigen, sondern sie ist Suche nach der Wahrheit, auch wenn die Wahrheit unseren Auffassungen schmerzlich widersprechen sollte.
Die Philosophie lediglich dazu zu nutzen, sich in seinen Haltungen bestätigen zu lassen und seinem Glauben widersprechende Sachen als Mumpitz zu verwerfen, bedeutet die Philosophie leer werden zu lassen, denn nicht länger wäre sie in diesem Fall eine Begleiterin auf der beschwerlichen Suche nach der Wahrheit, sondern lediglich ein Instrument der bequemen und wahrheitsindifferenten Selbstbestätigung.

An vielen Bauzäunen hängt ein Schild:
Betreten verboten. Eltern haften für ihre Kinder.
Niemand wird darüber lange nachsinnen müssen, denn die Botschaft ist so einleuchtend wie eindeutig: Da Kinder noch nicht die volle Verantwortung für ihr Handeln übernehmen können, etwa weil sie die Folgen ihres Handelns noch nicht einschätzen oder diese nicht erst nehmen, tragen die Eltern die Verantwortung für sie.
Aber wer trägt die Verantwortung für die Eltern?
Juristisch betrachtet haften erwachsene Personen für sich selbst, weil ihnen zuzumuten ist, dass sie sich verantwortungsbewusst verhalten und die Konsequenzen ihres Handelns selbst tragen. Es ist also niemand sonst für sie verantwortlich.
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Der erste Philosoph

Die Frage nach dem ersten Philosophen ist aus zwei Gründen nicht einfach zu beantworten, zum Einen muss zuvor die Frage geklärt werden, was überhaupt als Philosophie gelten soll, zum Anderen ist die Überlieferungslage der ersten Epoche der Philosophie, der sogenannten vorsokratischen Zeit, insgesamt doch eher löchrig.
Ein Gedanke sollte mehr leisten, um als Philosophie zu gelten, als kurz über das Leben zu sinnen, denn mit einem derart weichen Philosophiebegriff wäre beinahe alles Philosophie und jeder Philosoph. Legt man einen strengeren Philosophiebegriff zu Grunde, der ein systematisches Nachdenken über das jeweilige Objekt fordert, kann man Thales von Milet als ersten Philosoph angeben.
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Schopenhauer und der Egoismus der Menschen

Es gibt wenig Dinge. welche so sicher die Leute in gute Laune versetzen, wie wenn man ihnen ein beträchtliches Unglück, davon man kürzlich getroffen worden, erzählt oder auch irgendeine persönliche Schwäche ihnen unverhohlen offenbart – charakteristisch! –

Schopenhauer, Arthur: Parerga und Paralipomena. Aphorismen zur Lebensweisheit. Hrsg. von Frhr. v. Löhneysen. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, o.J. (= Sämtliche Werke, Bd. IV). S. 548