Im Jahr 306 v. Chr. ging Epikur, nachdem er in den Jahren zuvor sowohl eine Schule auf der Insel Lesbos, als auch eine weitere am Lampsakos am Ufer des Hellespont gegründet hatte, mit vielen seiner Schüler nach Athen.
In Athen soll er für 80 Minen ein Gartengrundstück gekauft haben, wo er seine Schule errichtete. Diese athener Schule zeichnete sich dabei durch einige Besonderheiten aus, so wurde dort beispielsweise kein Schulvermögen angelegt, sondern jegliches Privatvermögen blieb bestehen. Dies war Ausdruck des Umstandes, dass Epikur eine Forderung nach Kollektivierung von Vermögen als Zeichen des Misstrauens zwischen Menschen auffasste, und dieses Misstrauen war unter Epikureern (also Freunden) nach seiner Auffassung unnötig.
In weitaus höherem Maße bemerkenswert ist aber, dass in der epikureischen Schule Athens sich nicht nur freie Männer trafen, um Philosophie zu diskutieren und zu lernen. Frauen und Sklaven waren Epikur dort ebenso willkommen. Dadurch konnte Epikur zeigen, dass er seine Philosophie für eine Lehre vom Glück hielt, die für jeden Menschen, gleich ob Mann oder Frau, Freier oder Sklave, von Nutzen ist. Daran geknüpft ist natürlich die implizite Aussage, dass auch Frauen und Sklaven genauso wie freie Männer imstande sind, diese Philosophie zu verstehen und zu leben; es mag dahin gestellt sein, ob Epikur eine Art von Gleichberechtigungsgedanken hatte oder nicht (die Gleichberechtigung der Frau sollte noch über 2300 Jahre auf sich warten lassen, die Abschaffung der Sklaverei nicht ganz so lange), fakt ist jedenfalls, dass er Frauen und Sklaven dadurch, dass sie seine Schule besuchen durften, mehr Rechte einräumte, als sie sonst gewöhnlich hatten.
siehe auch: Das Vorurteil über Epikur
nach: Hossenfelder, Malte: Epikur. Zweite Auflage. München: C.H. Beck, 1998. S. 17f.