Neuer Roman von Haruki Murakami

Es scheint, als könnte sich die Fangemeinde auf ein baldiges Erscheinen eines neuen Werks von Haruki Murakami freuen. Am 12. April erscheint in Japan sein neuer Roman 色彩を持たない多崎つくると、彼の巡礼の年 (dt. Der farblose/farbblinde Tsukuru Tasaki und das Jahr seiner Pilgerfahrt). Die genannte deutsche Übersetzung des Titels ist nicht der offizielle Übersetzungstitel, sondern nur eine ungefähre Übersetzung aus dem Japanischen.

Bislang ist es in der deutschen Presselandschaft still um das besagte Buch, möglicherweise weil die englische und deutsche Übersetzung noch auf sich warten lassen werden und man kaum vor Ende 2013 oder 2014 mit ihnen rechnen kann. Auf der Seite seines deutschen Verlages DuMont finden sich noch keine Informationen, es dürfte allerdings davon auszugehen sein, dass sein Roman dort in der Übersetzung von Ursula Gräfe erscheinen wird.
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Das Gewebe der Wirklichkeit – zu Wilhelm Schapps Geschichtenphilosophie

Was geht es uns an, das allumspannende Nichts, in das sich ein Universum ausbreitet, von dem wir kaum etwas wissen und das wir nie sehen werden? Was geht sie uns an, die Leere zwischen den Atomen, die unter dem Blick der Wissenschaftler in immer winzigere Teilchen zerfallen und deren Natur selbst sie nicht recht begreifen?
Trotzdem sind wir gewohnt, dies die Wirklichkeit zu nennen, hard facts der Welterkenntnis – Erkenntnisse über eine Welt, die wir nie zu Gesicht bekommen werden, die unerreichbar hoch über uns und in den subatomaren Tiefen von uns so wenig Notiz nimmt, wie wir von ihr. Eine Wirklichkeit, die wir nur von Computermodellen und Schnappschüssen in die Unendlichkeit gerichteter Teleskope kennen.
Nein, es geht hier nicht darum, das Streben nach dem Wissen darüber was die Welt im Innersten zusammenhält zu verspotten. Es geht um die Frage, was es ist, das wir Wirklichkeit nennen – und wo wir sie zu finden hoffen: An den äußeren Rändern unserer Erkenntnis oder im Zentrum unseres Erlebens?
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Ein ungeliebter Philosoph – René Descartes und die Meditationen

René Descartes‘ »Meditationen über die Grundlagen der Philosophie« gehören zu den philosophischen Schriften, die den Meisten schon in der Einführungsveranstaltung des Philosophiestudiums für immer verleidet werden.
Natürlich, man sollte schon einmal davon gehört haben, schließlich ist es ein gleichermaßen klassischer und wichtiger Text, kann mit einigem Recht als eine der »Gründungsakten der Neuzeit« bezeichnet werden und hat zudem den Vorteil, dass er einer klaren Argumentationslinie folgt und nicht allzu umfangreich ist. Das Problem besteht allerdings darin, dass den Meditationen ein ganz anderes Verständnis von Philosophie zugrunde liegt, als wir es heute haben, und die immense Bedeutung, die der Text für die abendländische Ideengeschichte hat, nicht mit seiner ursprünglichen Intention übereinstimmt.
Eingequetscht zwischen Platons Höhlengleichnis und Auszüge aus Humes Untersuchung über den menschlichen Verstand fehlt im Proseminar aber oft die Zeit, tiefer in den Text einzutauchen und ihn im Kontext seiner Entstehung zu begreifen. So bleibt zumeist nicht viel mehr zurück als ein gewisser Widerwille (schließlich wird in den Meditationen Gott beweisen – gleich zweimal und doch nicht überzeugend) und eine vage Erinnerung, wie man sie vielleicht von einer Europe in 10 Days-Reise zurückbehält. Kein Wunder also, dass zum Stichwort Descartes Vielen nicht mehr als »cogito ergo sum« einfällt, was zudem auch noch irreführend, wenn nicht schlichtweg falsch ist.
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Die Sprache der Klugen

Gewalt, so ein bekanntes Sprichwort, ist die Sprache der Dummen.
Auch ohne langes Überlegen dürfte jeder in etwa wissen, was damit gemeint ist: Wer sich nicht oder nicht mehr auszudrücken weiß, wer keine andere Möglichkeit findet, seinem Ärger, seiner Frustration oder seiner Wut Ausdruck zu verleihen, mag zu diesem Mittel greifen, um zumindest für diesen Augenblick der Hilflosigkeit nicht auch noch wort- und tatenlos zu bleiben. Dumm nennen wir dieses Verhalten, weil es Ausdruck eines doppelten Unvermögens ist – des Unvermögens, sich dem Gegenüber verständlich zu machen und des Unvermögens, diese Frustration auszuhalten.
Wie aber sieht der Umkehrschluss aus – gibt es eine, womöglich besondere, Sprache der Klugen?
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Wie viel Ungleichheit ist noch gerecht?

Im Januar ging es in dem Dunkelraumartikel »Die Welt ist nicht gerecht…« um Gerechtigkeit, oder vielmehr unser Empfinden für und von Ungerechtigkeiten. Am vergangenen Sonntag gab es in der Schweiz einen Volksentscheid mit großem Medienecho, der eng mit dieser Frage verknüpft ist: Wie viel Ungleichheit finden wir noch gerecht – und mit welcher Begründung akzeptieren wir, dass Wenige viel und Viele wenig haben?
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Nietzsche über unbequeme Kritik

Verkehrte Welt. – Man kritisiert einen Denker schärfer, wenn er einen uns unangenehmen Satz hinstellt; und doch wäre es vernünftiger, dies zu tun, wenn sein Satz uns angenehm ist.

Nietzsche, Friedrich: Menschliches, Allzumenschliches. 9. Hauptstück, § 484. Zitiert nach: Schlechta, Karl (Hg.): Friedrich Nietzsche. Werke in drei Bänden. München/Wien: Carl Hanser Verlag, 1966. Bd II, S. 693