An vielen Bauzäunen hängt ein Schild:
Betreten verboten. Eltern haften für ihre Kinder.
Niemand wird darüber lange nachsinnen müssen, denn die Botschaft ist so einleuchtend wie eindeutig: Da Kinder noch nicht die volle Verantwortung für ihr Handeln übernehmen können, etwa weil sie die Folgen ihres Handelns noch nicht einschätzen oder diese nicht erst nehmen, tragen die Eltern die Verantwortung für sie.
Aber wer trägt die Verantwortung für die Eltern?
Juristisch betrachtet haften erwachsene Personen für sich selbst, weil ihnen zuzumuten ist, dass sie sich verantwortungsbewusst verhalten und die Konsequenzen ihres Handelns selbst tragen. Es ist also niemand sonst für sie verantwortlich.
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Das Ich im Vergleich

Dass man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen kann ist eine Binsenweisheit.
Vergleichbarkeit wird jedoch allerorten gefordert und nach Möglichkeit hergestellt: Die berühmte PISA-Studie vergleicht unterschiedlichste Schulsysteme, IQ-Tests vergleichen augenscheinlich Intelligenz, durch Schulnoten vergleichen sich Schüler mit ihren Banknachbarn. Das Bedürfnis danach, sich mit anderen zu messen ist das Grundprinzip der meisten Sportarten und das Interesse der Menschen an Magazinen, die Listen der Hundert schönsten, reichsten oder bekanntesten Menschen erstellen scheint ungebrochen.

Die in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen so verbreitete Neigung, Vergleiche anzustellen, findet sich bei den meisten Menschen auch im persönlichen Bereich: Man begegnet Menschen und ordnet sie ein. Dieser oder jener ist klüger als man selbst, schöner oder erfolgreichen – andere hält man für dümmer, häßlicher oder weniger erfolgreich.
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Wenn man über vergangene Wochen, Monate oder Jahre zurückblickt, geschieht es wohl allzu oft, dass man die Entscheidungen und Reaktionen vergangener Tage mit Befremdung betrachtet. Man wird vielleicht nicht mehr recht nachvollziehen können, warum man dies oder jenes gesagt oder getan hat und hart mit sich ins Gericht gehen. Manche Entscheidungen mögen aus Angst oder Unsicherheit so getroffen worden seien, bei anderen wird man sich rückblickend wundern, wie man so kurzsichtig sein konnte, so blind gegen die offensichtlichen Folgen, und man wird sich zuweilen wünschen, diese Entscheidung korrigieren zu können, wohl wissend, dass es keinen Weg mehr zurück gibt.
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„Bescheid wissen“ bedeutet Wahrigs Wörterbuch zufolge, Kenntnis haben, sich auskennen.
Um mitzureden braucht man zweifelsfrei gewisse Kenntnisse vom behandelten Thema oder Gegenstand, doch wie sehen diese Kenntnisse aus? Wann darf man sagen, man wisse Bescheid? Und endet das Wissen mit besagtem Bescheid?

Wer als Kind die Sendung mit der Maus gesehen hat oder später die entsprechenden Sendungen für Erwachsene, der weiß, wie die Löcher in den Käse und die Wurst in die Pelle kommen.
Wer regelmäßig die Tagesschau verfolgt und womöglich zusätzlich eine Zeitung liest, weiß über das Geschehen in der Welt, über die wichtigsten Ereignisse in Politik und Wirtschaft Bescheid.
Ein großer und stetig wachsender Teil der meisten Buchhandlungen ist mit so genannten Ratgebern gefüllt und auch diese Idee erscheint einleuchtend: Experten schreiben Bücher über das Thema, mit welchem sie sich bestens auskennen und machen aus den Lesenden Laien gleichfalls Experten, oder doch zumindest Menschen, die darüber Bescheid wissen.
Bei Dunkelraum wird vielleicht mancher denken, dass wir, die wir die Artikel schreiben, gegebenenfalls auf Fragen eingehen und mit Besuchern diskutieren, gewissermaßen Experten sind, die ihr Wissen vermitteln.

Aber sind wir Experten?
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Die Einsamkeit im Philosophen

Das Zitat von Hannah Arendt hat wohl nicht von ungefähr einige Missverständnisse nach sich gezogen; Tatsächlich unterstellt sie nicht jedem Philosophen Einsamkeit, wie manche es zunächst aufgefasst haben. Im Raum stand vielleicht die verbreitet Einschätzung, dass die Einsamkeit gleichsam zum Philosophen gehört. Aber ist dem tatsächlich so? Und falls ja, warum?
Ist Einsamkeit eine Bedingung für das Philosophieren?
Macht Philosophie einsam?
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Was soll ich tun?

Immanuel Kant und die Imperative

In der Diskussion, was zu tun ist, wie Ethik und Moral beschaffen sind und wie man das Gute bestimmen kann, setzte Immanuel Kant einen Meilenstein, der sie auch heute noch stark beeinflusst.
Sein berühmter kategorischer Imperativ „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz würde.“ (Kant, S. 68) ist den Meisten schon einmal begegnet, doch so bedeutend das Wirken Kants ist, so unverständlich bleibt es zumeist.
Was also bedeutet dieser unhandliche Satz, der zum guten Handeln anleiten soll?
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Wozu Philosophie?

Im gerade angebrochenen Jahr der Geisteswissenschaften wird viel über Nutzen und Nutzbarkeit diskutiert und geschrieben, auch über jenen und jene der Philosophie, doch soll hier nicht eine allgemeine oder gesellschaftliche Legitimation der Philosophie im Blickpunkt stehen, sondern die persönliche Motivation und der Sinn, den man aus der eigenen Beschäftigung mit philosophischen Problemen und Fragen zieht.

Das Zitat von Odo Marquard ist sicherlich scharf formuliert, aber auch nicht ganz von der Hand zu weisen: Der sicherste Weg zu Anerkennung und Erfolg ist das entsprechende Studium gewiss nicht, und dem Glück ist allzu tiefe gedankliche Betätigung auf den ersten Blick ebenfalls nicht zuträglich.
Warum also wenden sich seit Menschengedenken immer wieder Denker den quälendsten Fragen zu, arbeiten sich durch Berge bereits aufgetürmten Wissens und stehen zumeist am Ende nur mit neuen Fragen da? Was treibt den Menschen, wenn er ohne die Not einer aktuellen Brisanz nach Problemen sucht, um sich über diese den Kopf zu zerbrechen?
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Über wahren Altruismus ist viel gesagt und geschrieben worden, ohne dass sich eine Möglichkeit offenbart hätte zu beweisen, dass eine bestimmte Handlung zweifelsfrei ohne eigennützige Motive ausgeführt worden sei. Wenn ich mich durch eine gute Tat besser fühle, etwa weil ich mich als großzügig, hilfsbereit oder mutig erlebt habe, steht meine Selbstlosigkeit bereits in Frage: Was mein Glück befördert, geschieht insofern nie nur um seiner selbst Willen, als ich letztlich davon profitiere.

Freundschaften und Bekanntschaften erlebt man dennoch zumeist als uneigennützig, sofern sie nicht eingestandenermaßen eine Seilschaft mit einem bestimmten Ziel oder ein reines Zweckbündnis gegen die Einsamkeit sind. Selten kommt man in die Verlegenheit, zu begründen, warum man mit jemandem befreundet ist und wenn doch, so gelten Gemeinsamkeiten und zuweilen auch Unterschiede als Argumente für die empfundene Verbindung.

Es erscheint daher geradezu zynisch, wenn Arthur Schnitzler in seinem Aphorismus über die Nebenmenschen schreibt, wie seien „in jedem Fall dazu verdammt, unsere Nebenmenschen auszunützen.“
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Der Tod ist im Leben allgegenwärtig. Er steht jedem lebenden Wesen bevor.
„Das Ziel unseres Lebenslaufs ist der Tod“, schreibt Montaigne in seinem Essay.
Der Tod ist vielgestaltig und interessiert sich nicht für Statistiken – wem gibt es also Sicherheit in der Bedrängnis, wenn er sich ins Gedächtnis ruft, dass er statistisch gesehen noch die Hälfte (oder mehr) seines Lebens vor sich hat? Wer kennt keine der Tragödien, die einen Menschen lange vor seiner Zeit abberufen haben?

Wenn wir den Tod fürchten ist er eine dauernde Beunruhigung, wissen wir doch nicht, wie und wann er an uns herantreten wird. Und doch leben wir nicht in ständiger Todesfurcht, könnten es wohl kaum ertragen und würden uns letztlich danach sehnen, dass er eintritt und uns aus unserer Angst vor ihm erlöst.

Was also tut man gegen die Angst vor dem Tod?
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Das Lachen, eine dem Menschen vorbehaltene Fähigkeit, ist eine Leistung des Verstandes und entsteht gemeinhin in Gruppen. Es stärkt den Gruppenzusammenhalt und schließt gleichzeitig Dritte aus. Doch warum lachen wir?
Gewiss gibt es viele Möglichkeiten, wie Komik entstehen kann, doch konzentriert sich Bergson in le rire auf eine bestimmte Art des Lachens: Das Auslachen.

Was ist lustig daran, dass jemand hinfällt, weil er einen Stein übersehen hat, wenn jemand auf nassem Laub ausgleitet oder einen Ball an den Kopf bekommt?
Spontan wird wohl niemand bei dem leidvollen Bericht eines Freundes über ein solches Erlebnis über diesen lachen, sondern ihn vielmehr wegen seines Missgeschicks bemitleiden und auch als Zeuge einer solchen Begebenheit wird jeder, der nicht völlig verroht und abgestumpft ist, zunächst den Impuls haben, zu helfen, wenn es möglich und nötig ist.
Dennoch überleben seit Jahren zahllose Fernsehformate, die einzig von dieser Form der Komik zehren, und gewiss hat jeder von uns schon einmal über ein harmloses Missgeschick gelacht.
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