»Die Sage«, so Kafka, »versucht das Unerklärliche zu erklären«.
Sagen oder Mythen sind also Geschichten, die eine Antwort auf diejenigen Fragen und Rätsel geben, die wir anders nicht lösen können. Eine recht zentrale Frage dieser Art ist die nach dem Ursprung und der Natur des Menschen: Woher kommen wir und wieso sind wir, wie wir sind?
Aufgeklärte, moderne Menschen, die wir sind, werden wir nun an Darwin und die Evolution denken, doch ist damit wirklich alles erklärt? Ist der Mensch nichts weiter als ein hochentwickelter Affe? Oder liegt das Wesen des Menschen, das, was ihn letztlich ausmacht, nicht irgendwo jenseits einer wissenschaftlichen Beschreibung seines Stammbaums?
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Zeitgeist und Krise – Karl Jaspers
Zu allen Zeiten gab es Untergangspropheten, die das unmittelbar bevorstehende Ende der Welt kommen sahen. Bisher irrten sie alle. Ebenso lange gab und gibt es Denker, Wissenschaftler und Philosophen, die ihre jeweiligen Kultur bescheinigten, sich in der Krise zu befinden, Weg und Ziel aus den Augen verloren zu haben oder schlicht im Sumpf von Machtinteressen, Korruption und Irrlehren zu versinken. Die Letztgenannten hatten in aller Regel recht wenn es ihnen auch kaum je gedankt wurde und ihre mahnenden Worte zumeist folgenlos blieben.
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Alkibiades über Sokrates
oder von der Wirkung des philosophischen Eros
so dass mir das Leben unerträglich erschien, wenn ich so bliebe, wie ich bin.«
Platon: Symposion. 216A
Die Welt ist nicht gerecht… Sind wir es?
Der nicht selten kluge und hintersinnige Comic Calvin & Hobbes aus der Feder von Bill Watterson handelt von dem sehr aufgeweckten und phantasiebegabten kleinen Jungen Calvin und seinem besten Freund Hobbes: Für alle anderen ein Stofftiger, für Calvin aber ein sehr lebendig und treuer Gefährte.
Es gibt in diesem Comic eine Bilderfolge, in der sich Calvin darüber beschwert, dass etwas ungerecht sei. Sein Vater entgegnet, dass die Welt nun mal nicht gerecht sei und Calvin gibt zurück: »Ich weiß! Aber warum ist sie nie zu meinen Gunsten ungerecht?«
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Mythos der Philosophie: Eros
Aus heutigen Sicht erschließt sich der Zusammenhang zwischen der Philosophie und Eros, dem griechischen Gott der Liebe, nicht ohne Weiteres: Eros, von den Römern Amor oder Cupido genannt, lässt vielleicht an barocke Bilder von speckigen Engelchen mit Pfeil und Bogen denken. Auch sein Zuständigkeitsbereich wird wohl eher zwischen Liebe und Liebelei, in jedem Fall im Erotischen verortet und nicht in der Philosophie.
Albert Schweitzer: Die Ehrfurcht vor dem Leben
Der Philosophie hat Albert Schweitzer Versagen vorgeworfen, weil sie nicht oder zumindest nicht genug im Zeichen des lebendigen Denkens steht und diesem zur Geltung verhilft. Diesem Zustand der Krise setzt er eine Ethik entgegen, die vernunftgemäß und umfassend sein soll: Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben.
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Erich Kästner – Spruch für die Silvesternacht
Es nützt nichts, und es schadet bloß,
Sich tausend Dinge vorzunehmen.
Laßt das Programm! Und bessert euch drauflos!
In diesem Sinne uns allen ein glückliches und gesundes neues Jahr voller interessanter Einsichten, neuer Perspektiven und Ideen, die uns voran bringen und bereichern!
Zitat aus: Hartung, Harald (Hg.): Erich Kästner. Zeitgenossen, haufenweise. Gedichte. München/Wien: Carl Hanser Verlag, 2003. S. 262
Albert Schweitzer: Das Versagen der Philosophie
Eine Besonderheit an Albert Schweitzer ist wohl, dass zwar sein Name den meisten geläufig ist, dass einige noch wissen, dass er Arzt war und der eine oder die andere sich vielleicht erinnert, dass er den Friedensnobelpreis erhalten hat. Vor seinen philosophischen Arbeiten und Schriften wissen hingegen die wenigsten. Diese wurden auch durch die akademische Philosophie recht spärlich rezipiert, was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass Schweitzer ein unzeitgemäßer und unkonventioneller Denker war, der sich nicht leicht einordnen lässt.
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Dunkelraum ist zurück
Nachdem es in den vergangenen Monaten im Dunkelraum recht still geworden ist, da wir reichlich eingespannt waren, ist nun endlich wieder etwas mehr Zeit für die Arbeit am Blog!
Ab dem nächsten Sonntag erscheinen also wieder regelmäßig neue Artikel, Zitate und Denkanstöße und wir freuen uns auf angeregtes Philosophieren mit alten Bekannten und neuen Gästen…
Auf recht bald,
euer Dunkelraum-Team
Was ist der Mensch?
Die Frage, was der Mensch sei, ist wohl eins der zentralsten Probleme, welche die Philosophie kennt – und das nicht etwa, weil es einfach ein herrlich umfassendes und schwer zu greifendes Thema ist, sondern weil die jeweilige Antwort zu allen Zeiten höchsten Einfluss auf Individuen und Gesellschaften hatte und nach wie vor hat.
In der christlichen Vorstellung ist der Mensch das Ebenbild Gottes und so kommt ihm in der Welt eine Sonderstellung zu er wurde geschaffen, um über die Erde und alle anderen Wesen zu herrschen. Daraus erwächst ein gewaltiges Selbstbewusstsein der Spezies als Ganzes, eine metaphysische Legitimation der Kolonisierung und Ausbeutung der Erde, sowie der Unterwerfung des Tierreichs mit den bekannten und, wie wir heute wissen, katastrophalen Folgen.
Als Charles Darwin 1859 »Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl« veröffentlichte, vollzog sich damit das, was heute als biologische Kränkung bezeichnet wird: Seine, in diesem Werk vorgestellte Evolutionstheorie stellte die Sonderstellung des Menschen, wie sie im christlichen Weltbild selbstverständlich war, in Frage: Nachdem Kopernikus bereits festgestellt hatte, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Kosmos‘ ist (Was heute als kosmologische Kränkung bekannt ist) stellte sich nun der Mensch plötzlich nicht als etwas unvergleichliches und besonderes dar, sondern lediglich als ein hochentwickeltes Tier.
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